Der gefrorene Fluss
Eine Legende, die im Hause von Mrs. Eddy auf ihren Wunsch hin oft gelesen wurde.
Hier geht’s zum englischen Originaltext.
Einst floss ein Fluss frei und leicht über sein felsiges Bett, aber eines Nachts fiel die Temperatur des Wassers um ein Dutzend Grad und sank den ganzen nächsten Tag weiter. In der Nacht hatte sich eine dicke Eisschicht gebildet, unter der der Fluss floss.
Der Fluss machte das Beste daraus an und floss unter dem Eis hindurch; aber in dieser Nacht verdickte sich der Mantel und drängte die Aktivitäten des Flusses weiter nach unten in sein Bett. Das ging so weiter, bis der Fluss eine gefrorene Masse war. „Oh, Mann“, sagte der Fluss, als er sich zu bewegen versuchte und es nicht konnte, „wird es jemals möglich sein, dass ich wieder frei sein und mich bewegen kann? Wird dieser Tag jemals kommen?“
Ein Südwind zog vorbei und sagte: „Wenn die Sonne auf dich scheinen würde, würde sie dir helfen.“ Am nächsten Tag schien die Sonne tatsächlich auf den Fluss, und der Fluss war froh und voller Erwartungen. „Jetzt werde ich frei sein.“ Aber nachdem sie den ganzen Tag geschienen hatte, geschah nichts; und an diesem Abend war der Fluss sehr mutlos. Die Sonne, mit mehr Ausdauer als der Fluss, kam wieder und schien den ganzen Tag, Woche für Woche; aber immer noch ohne offensichtliche Verbesserung. Der Fluss wurde entmutigt und wusste fast, dass er nie wieder fließen, nie wieder frei sein würde.
Die fröhliche Sonne schien weiter, heller als je zuvor, und eines Tages spürte der Fluss eine kleine Lockerung; aber in dieser Nacht wurde er wieder fest, und der Fluss verlor die Hoffnung. Aber die Sonne kam am nächsten Tag wieder und lockerte ihn erneut; aber auch in in dieser Nacht fror er wieder fest. „Wie schrecklich“, sagte der Fluss. „Jedes bisschen, das ich gewinne, verliere ich sofort wieder.“ Aber die treue Sonne schien weiter. Endlich, als alle Chancen auf Erleichterung vorbei zu sein schienen, brach das Eis in große Brocken auf, die so schnell davon trieben, dass der Fluss über alle Maßen begeistert und dankbar war! Wie leicht war es verschwunden! Der Fluss war wieder frei!
So ist es mit dem hartnäckigen Fall. Die Behandlung des ersten Tages mag das Eis nicht schmelzen, auch nicht die des zweiten oder dritten, und in der Nacht (im Zweifel oder in der Angst) friert es vielleicht wieder zu. Aber wenn treu gefolgt wird und wenn das Sonnenlicht der Liebe und Wahrheit unermüdlich angewendet wird, findet die Veränderung statt.
Urteilen Sie nicht nach Äußerlichkeiten. Es war weder die Sonne des ersten Tages, noch die des letzten, die das Eis zum Schmelzen brachte. Es brauchte beides, und all die Tage dazwischen, um den Zustand zu überwinden, der seit Monaten oder vielleicht sogar Jahren gewachsen war und sich verstärkt hatte.
Es brauchte siebenmal um die Mauern von Jericho herum, um diese Mauern zu Staub zu zerbröseln, und wer soll sagen, welche Umrundung die effektivste war, die erste oder die letzte? Geistig ist der Mensch bereits frei; und wenn er dies fest in seinem Gemüt verankern und daran festhalten kann, ohne Rücksicht auf den Schein, ist die Demonstration geschafft. Geben Sie niemals der Entmutigung nach, mein Freund. Bleiben Sie beharrlich, so fröhlich wie die Sonne, und Ihr Sieg ist Ihnen sicher!